Die Nacht in diesem riesigen Schlafsaal war wider Erwarten angenehm. Die Küche ist noch geschlossen, so frühstücke ich in der Cafeteria des Hostels. Im Rewe finde ich endlich wieder kleine Milchpackungen. Dann laufe ich zum Brandenburger Tor, denn das wird von der Morgensonne angeschienen und mache ein schönes Foto von der „Schokoladenseite“. Dann noch zum Reichstagsgebäude, wo ich ebenfalls ein Foto machen kann. Ich muss mich beeilen, rechtzeitig zu meiner Besichtigung des Doms zu kommen, die von 10:00 bis 11:00 Uhr dauert. Da miete ich einen Elektroscooter. Die Fahrt ist anfangs etwas unsicher, aber bald lerne ich ihn einigermassen zu beherrschen. Aergerlich ist der Preis der Fahrt: EUR 4.50 für die kurze Fahrt. Die U-Bahn hätte nur die Hälfte gekostet. Der Dom, der nicht sehr alt ist (1894-1905) und dessen Wiederherstellung erst 2002 abgeschlossen war, ist sehr eindrücklich in seiner Grösse. Leider ist die Hohenzollerngruft geschlossen. Prunksärge sind in Eisenkäfigen in den Seitenkapellen. Oben grüssen lebensgrosse Statuen von Zwingli, Luther, Melanchthon und Calvin. Nebenan hat es noch eine kleinere Tauf- und Traukirche. Ich nehme noch die 270 Stufen bis zur Aussichtsplattform auf der Kuppel, wo man einen schönen Rundblick auf die sonnenbeleuchtete Stadt hat. Danach bummle ich noch ein wenig durch die Museumsinsel – an einem Montag sind die meisten Museen geschlossen – und mache mich dann auf den Weg zum Restaurant, wo ich mich mit meinem Grosscousin Tobias Lenel verabredet habe. Auf dem Weg besuche ich allerdings noch die Neue Wache, komme an der Humboldt-Universität und dem Denkmal für Friedrich dem Grossen vorbei und besuche, das Tobias eine kleine Verspätung angekündigt hat, noch das Volkswagen Group Forum. Dort ist eine Ausstellung über Porsches, es hat einen Porsche 356SL (1951), einen Porsche 911 2.0 Coupé (1965), einen Porsche 550 Spyder Showcar (1956), und einen VW-Porsche 914/6 (1970), wie ich einst selbst besessen habe. Als Tobias erscheint, ist das Lokal schon fast bis auf den letzten Platz besetzt. Wir laufen deshalb beim Bahnhof Friedrichstrasse über die Spree und essen in einem kleinen Restaurant ausgezeichnet (und diabetesgerecht) zu Mittag. Wir haben uns wahnsinnig viel zu erzählen und so ist die kurze Mittagszeit von Tobias schon bald zu Ende. Er muss an seine Veranstaltung und ich laufe am Tränenpalast vorbei Richtung Checkpoint Charlie, wo ich das Trabi-Museum besuche. Ich bin etwas enttäuscht, denn für den sehr hohen Eintrittspreis gibt es relativ wenig zu sehen. An allen Autos hängen „zu verkaufen“ Schilder, offenbar soll das Museum aufgelöst werden. Es gibt einen Trabant P50, einen DKW F2 Gerätewagen (1932-35), ein Trabant P70 Coupé (1955), einen Trabant P60 (1959-62), einen selbstgebastelten Ferrabi (Trabi mit Ferrari-Heck), den Trabant 1.1 Universal (1991) von Kai Pflaume, einen Trabant 601 Racing, der 195km/h erreicht haben soll (wohlgemerkt, ohne Auspuffrohr…), ein nagelneues Trabant 601 Triebwerk, den allerersten Trabant 1.1 S/N 0000001 (1988), einen Trabant P70 (1955-59), einen Trabant Kübel Offizier (mit Türen), einen Trabant 601 Volkspolizei (1987-88) sowie einen Panzertrabi (1953/4). Danach besuche ich noch das historische Museum, das eine Ausstellung „Roads not taken“ hat (die Dauerausstellung ist leider geschlossen). Leider thematisiert die Ausstellung die grossen politischen Krisen, die Deutschland betroffen haben (ohne den Ukrainekrieg), die Alternativen sind aber nur auf einen Satz beschränkt, was dem Titel nicht Genüge tut. Ich laufe zurück und besuche nochmals den Alexanderplatz, wobei ich am Ort, wo Moses Mendelssohn gewohnt hat, vorbeikomme, die St. Marienkirche und Fernsehturm, das rote Rathaus (1861-69), und den Neptunbrunnen sehe. Ueber den Hackeschen Markt, der eine maximale Vorlage für eine Modellbahnanlage abgäbe, kehre ich ins Hostel zurück.














