In der Nacht wurde ich von einem heftigen Gewitter geweckt, beziehungsweise von einem offengelassenen Fenster im Hostel, das jetzt auf- und zuschlägt. Ich schliesse es und schlafe weiter. Am Morgen regnet es noch ein wenig, doch als ich aus dem Haus gehe, ist das schon vorbei. Ich laufe zum Marktplatz, zum Dom, zum Händelhaus, zum Königlichen Hauptzollamt. Dann auf die andere Stadtseite zum Leipziger Turm und dem imposanten Landgericht (1905). Um zehn Uhr öffnet die Marktkirche St. Marien (1530-1554). Sie hat vier Türme, zwei davon sind ganz oben mit einer Brücke verbunden – der Turmwächter musste im Mittelalter halt noch nach Feuern Ausschau halten. Einmal mehr ein äusserst wertvoller Altar von Lucas Cranach d.Ae. Von der Tourist Information erhalte ich einen Stadtplan und eine Broschüre der Sehenswürdigkeiten. So laufe ich zum Alten Markt, zum Eselsbrunnen. Angeblich wurden Rosen gestreut, weil der Kaiser erwartet wurde. Dieser wählte aber einen anderen Weg, so dass ein Junge auf einem Esel auf den Rosen einritt, was die Leute sehr amüsierte. Ich besuche das Stadtmuseum. Erst die Jahresausstellung «Streit, Zoff und Beef». Das Thema geht im Verlauf der Ausstellung etwas verloren und die einzelnen Stationen benötigen viel zu viel Zeit. Würde man die ganze Ausstellung vollständig besuchen wollen, müsste man mehrere Tage aufwenden. In der Dauerausstellung wird die Stadtgeschichte von Halle nicht chronologisch, aber recht amüsant präsentiert. Das Haus daneben enthält die Ausstellungen über seinen Erbauer Christian Wolff, einen prominenten Professor der Universität. Er bezog es 1741 und wohnte dort bis zu seinem Tod 1754. Quer durch die Stadt laufe ich zum Dom. Auf dem Weg esse ich noch einen Döner. Der Dom ist aussen hässlich, und dies setzt sich im Innenraum fort. Schmucklos, Grau und Schwarz. Erstaunlich ist, dass er keinen Kirchturm hat und auch nie ein Dom war – Halle war ja protestantisch. Vor dem Dom, auf dem Domplatz, steht der originelle Lebenskreis-Brunnen. Die Neumühle wird gerade restauriert und ist nur eine einzige riesige Baustelle. Die Moritzburg (1484-1503) wird heute als Kunstmuseum genutzt. Ich entscheide mich gegen einen Besuch, weil ich noch alle Sehenswerten Orte der Stadt sehen will und beides zeitlich nicht drinliegt. Gegenüber der Moritzburg liegt das ehemalige physikalische Institut mit seinem Turm. Seitlich liegt die Leopoldina-Universität. Ich folge dem Universitätsring und gelange zur Oper (1884-86) und gleich anschliessend dem mit bunten Blumen bepflanzten Joliot-Curie-Platz. Beim Stadtgottesacker suche ich eine Zeitlang nach dem Eingang, nur einer von drei ist geöffnet. Er wurde 1557-1590 nach dem Vorbild der italienischen Campi Santi erbaut. Die Gräber sind teilweise über hundert Jahre alt. Es hat auch jüdische Gräber. Ich gelange nun wieder zum Leipziger Turm, wo ich noch die Leipziger Strasse herunterlaufe. Ein Schild, dass hier das Tragen von Waffen verboten sei, gibt einem ein ungutes Gefühl. In einem Brockenhaus kaufe ich etwas DDR-Memorabilia. Beim Zurücklaufen kaufe ich noch ein T-Shirt, um ohne weitere Wäsche nach Hause zu kommen. Die Saline ist leider, entgegen den Angaben auf dem Stadtplan noch nicht als Museum eröffnet. Dies findet erst morgen Abend statt. Dann werde ich aber schon abgereist sein.










