Irgendetwas hat mich in der Nacht völlig verstochen, es muss Bettwanzen gehabt haben, entweder in Halle oder in Berlin, wohl eher in Berlin. Rücken und Arme sind voller Stiche und da ich allergisch dagegen bin, wird aus jedem ein Riesenknubbel. Ich fahre früh ab. Das Wetter ist nicht mehr so heiss, dafür hat es dichtesten Nebel. Erst sieht man noch die unteren Flügel der Windmühlen, dann kann man auch von diesen nur noch die Spitzen sehen, so tief hängt der Nebel. Ich fahre im ständigen Nieselregen. Es geht durch wunderschöne Dörfchen. Kurz vor Eisenach kommt die Sonne heraus und es wird doch noch ein schöner Tag. In Eisenach fahre ich zum AWE-Werk, ursprüng Automobilwerke Eisenach, neu Automobile Welt Eisenach Museum. Die meisten Fabrikhallen der Wartburg-Produktion sind unterdessen abgerissen. Im ehemaligen Bürogebäude ist das Museum eingerichtet. Ich freue mich ob all der automobilen Schätze, die ich da bewundern kann, vom Wartburg Modell 1 (1899), über die Dixi R9 8/21 PS Limousine (1912), den Austin-7-Lizenzbau Dixi 3/15 PS, zu den wunderschönen BMW 309 (1935) und dem legendären BMW 328 (1938). Die transmissionsgetriebene Dixi-Werkstatt von Autohaus Gundermann, Sonneberg wurde komplett übernommen. Bei den Renn- und Rallyefahrzeugen hat es zahlreiche EMW und Wartburg, die erfolgreich Rallyes gefahren sind. Auch ein Melkus RS1000 (1970) ist ausgestellt. Besonders eindrücklich ist ein Transporter, basierend auf einem Wartburg 1300, der einen Wartburg 1300 Rallyewagen aufgeladen hat. Natürlich darf auch der mit VW-Motor ausgestattete Wartburg 1.3S (1991) nicht fehlen, der erste in Eisenach produzierte Opel Vectra 1.6i GL (1990) oder der erste in Eisenach produzierte Opel Astra F 1.6i GLS (1992). Viele Prototypen sind ausgestellt, bewilligt wurde ja nie etwas. So wurde einmal ein Vierzylinder Viertakt-Boxermotor B11 (1957-1960) entwickelt, ein Dreizylinder-Viertakt-Motor, ein Dreizylinder-Zweitakt-Reihenmotor/Mittelmotor P100 (1959-1961), zahlreiche Wartburg-Nachfolger, ein Wartburg 355 Coupé (1970) und sogar ein Automatikgetriebe (1970-1979). Als ich mich endlich wegreissen kann, fahre ich noch auf die Wartburg. Der Weg vom Parkplatz auf die Burg ist lang, beschwerlich und steil. Es bleibt mir nicht viel Zeit auf der Burg. Dann fahre ich weiter Richtung Meiningen. An einer Stelle ist die Strasse ersatzlos gesperrt. Nach Konsultation mit dem Navi sehe ich, dass es keinerlei Alternative gibt. Ich fahre durch die Sperrung durch – und finde keinerlei Baustelle. Die Bauarbeiten sind längst abgeschlossen, man hat einfach vergessen, die Sperrung aufzuheben. Schliesslich komme ich in Suhl an. Ich beziehe nach einigem Kämpfen mit dem unsäglichen Schlüsselautomaten mein Zimmer im Hostel am Bahnhof. Dieses liegt tatsächlich unmittelbar am etwas verlassen wirkenden Bahnhof. Ich laufe in die Stadt und besichtige das Stadtzentrum, das etwas den Eindruck macht, als ob es hier viele soziale Probleme gäbe. Als ich in mein Zimmer zurückkomme, machen Jugendliche draussen eine Freiluft-Discothek, indem sie auf der anderen Seite der Geleise in einem verlassenen Bahnhofsgebäude einen Ghettoblaster so laut dröhnen lassen, dass man meint, es platzen einem die Trommelfelle.





















