Ich habe trotzdem gut geschlafen, halt bei geschlossenem Fenster. Es ist schon wieder schön und heiss. Ich trödle etwas, denn das Fahrzeugmuseum öffnet erst um 10:00 Uhr. Als es endlich öffnet, bin ich der erste Besucher. Es gibt eine Unzahl von äusserst seltenen Motorrädern und Autos zu bestaunen, perfekt nummeriert und angeschrieben, mit der jeweiligen Geschichte. Unmöglich, alles zu lesen. Es hat Vorgängermodelle aus den Simson-Werken in Suhl, dann die ersten DDR-Produkte, erst unter dem Namen AWO, dann wieder als Simson. Ende der 50er Jahre verbot man ihnen, die AWO 425, welche einen von der BMW R25 abgeleiteten Viertaktmotor besass, weiter zu produzieren. Stattdessen mussten kleine Leichtmotorräder gebaut werden. Es entstand die äusserst populäre Vogelserie, allen voran der Schwalbe-Roller. Es werden aber auch ein paar Exoten ausgestellt, wie der Neander 1400 Turbodiesel (2005), der auch nie die Serienreife erlangt hat. Bei den Autos sticht z.B. der Gebrüder Ihle auf Dixi-Chassis aufgebaute Roadster, ein Vorgänger des BMW 328 (1928) ins Auge, sowie ein EMW 327 Coupé von 1955, ein Wanderer W52 Kübelwagen von 1938, ein wunderschöner Wartburg 311/2 Cabrio (1956), Wartburg Sport 313/1 (1958) oder ein Wartburg 353 der Volkspolizei. Ein begabter Modellmechaniker hat eine Vielzahl funktionsfähiger Mehrzylinder-Modellmotoren gebaut, für den Einbau in Modellflugzeuge. Schliesslich beende ich diesen schönen Museumsbesuch und mache mich auf den Weg nach Bamberg. Ich fahre durch das schöne Thüringen und staune ob der wunderbaren Dörfchen mit ihren Fachwerkhäusern, die liebevoll restauriert worden sind. Hie und da noch ein Gebäude im DDR-Zustand. Um halb drei Uhr komme ich in Bamberg an, nicht ohne dass das Navi einmal mehr kurz vor dem Ziel ausgestiegen ist. Ich habe das „Hotel Lieb“ trotzdem gefunden. Es ist wunderschön gelegen am „Bug“, wo sich die Reglitz in zwei Arme teilt, einen Mühlwasserarm und einen breiteren Arm. Ich laufe in die Stadt, wo ich mangels anderer Option in einem Bücherladen einen Stadtrundgang kaufe: Touristeninformation (schon geschlossen), Ehemalige Gerberhäuser, Schloss Geyerwörth (eine Baustelle), ehemalige Mühlen, Altes Rathaus, Hofapotheke, Domberg mit Dom (es hat ein unsägliches Fürstenportal, wo die Juden geschmäht werden), Kapitelshaus, Alte Hofhaltung, Schöne Pforte, Neue Residenz, Rosengarten (fast alle Rosen sind schon verblüht, dafür eine schöne Aussicht), Schlenkerla (Gastwirtschaft), Klein-Venedig, Centurione I (viel kopierte Skulptur), Grüner Markt, Martinskirche. Ich muss noch die dritte oder vierte Flasche Wasser kaufen, so heiss ist es, und genehmige mir zum Znacht einen Döner.

















