21.08.2023 Augsburg

Die Nacht war wahnsinnig heiss – das Zimmer weist über 30 Grad auf und lässt sich mit nichts herunterkühlen. Heute weiss ich, dass es schwierig wird. In Deutschland sind an einem Montag fast alle Museen geschlossen und Augsburg hat nicht viele Parks oder Gebäude, die man auch ausserhalb der Oeffnungszeiten besuchen kann. Ich laufe erst zum Dom. Dieser ist gross, gotisch und sehr nüchtern gehalten. Ein Teil ist aussen weiss verputzt, der andere Sichtbacksteine. Zwei Krypten hintereinander sind angelegt worden, in einer ist eine beleuchtete, wohl fast 1‘000 Jahre alte Marienstatue. Ich laufe weiter zum barocken Fronhof und dem schön blühenden Hofgarten (1739-44). Statuen grotesker Zwerge schmücken die Anlage. Mein nächster Stopp ist die ebefalls recht nüchterne Heiligkreuzkirche. Um neun Uhr öffnet das jüdische Museum und die Synagoge. Ich gehe dorthin. Der Schomer, als er meine Kippa sieht, winkt mich durch. Fotos darf man leider keine machen. Ich besuche die kleine, aber sehr gut aufgebaute Ausstellung, welche nicht nur Thorakronen zeigt, sondern auch die Geschichte der Augsburger Juden visualisiert. Dann gehe ich in die Synagoge, wo man nur die obere Frauenetage betreten darf. Die Synagoge ist riesig und wird von einer dunkelblauen Kuppel überwölbt. Sie bietet wohl einigen hundert Besuchern Platz. Viel natürliches Licht fällt nicht hinein. Die Sitze sind wie im Kino angeordnet, so dass alle etwas sehen. Ich laufe am Herkulesbrunnen vorbei zu den Fuggerhäusern und dem Damenhof, den man allerdings nicht betreten kann. Die Badstuben sind ebenfalls geschlossen. Das Weberhaus mit seiner farbigen Fassade wird gerade von der Sonne angeschienen. Noch rasch besuche ich die Ausstellung über Wasserbewirtschaftung in Augsburg. Ich gehe einen Döner essen, sicher einer der übelsten, die ich seit langem gehabt habe. Ohne jeden Geschmack. Jetzt ist die St. Annakirche an der Reihe, sie hat einen komplett mit Grabplatten versehenen Kreuzgang. In der Kirche wurde die Balustrade der oberen Sitzreihen – hier sind es nicht nur die Frauen, die oben sitzen – mit Gemälden aus der biblischen Geschichte verziert. Es gibt eine grosse und eine kleinere Orgel. Angebaut ist die einschiffige Goldschmiedekapelle, die wohl häufiger als die Kirche für Gottesdienste benutzt wird. Sie ist düster, hat aber sehr alte Wandmalereien, die lange unter weissem Verputz versteckt waren. Ueber den Moritzplatz gelange ich zur evangelischen St. Ulrichskirche. Diese hat die gleiche Art von Balustraden wie die St. Annakirche, hier sind aber noch gereimte Verse darunter. Vom Siegrist erfahre ich, dass diese Kirche früher die Eingangshalle zur katholischen St. Ulrichskirche war. Als der Pilgerstrom abnahm, hat man die Verbindung zugemauert und eine eigene Kirche daraus gemacht. Sehr pragmatisch. Die katholische Basilika St. Ulrich und St. Afra ist ein barockes Schmuckstück, in dem man Tage verbringen könnte. Drei hohe Altäre mit unzähligen Details schmücken sie, im linken Altar wird die Geschichte von St. Afra erzählt, im rechten die Geschichte von St. Ulrich. In der Krypta hat es links den Sarkophag von St. Afra und rechts von St. Ulrich. Die Heiltumskammer ist leider geschlossen. Davor hat es eine modern gefasste Madonna hinter Gittern – etwas unklar, was man damit sagen will. In der Bartolomäuskapelle ist der Ort der Ikonen untergebracht, das heisst, eine Vielzahl wertvoller und unglaublich detaillierter russischer Ikonen sind zu besichtigen. Schräg gegenüber ist die Simpertkapelle, offenbar ein weiterer Heiliger. Sogar die Grabplatte von Jakob Fugger, ganz schlicht und ohne Verzierungen, finde ich hier. Noch etwas weiter südlich liegt das Wasserwerk am Roten Tor, das Ende 17. Jahrhundert eine technische Meisterleistung war. Mithilfe von Wasserkraft wird das Wasser in den Wasserturm hochgepumpt und damit die Springbrunnen der Stadt gespiesen. Das rote Tor ist wegen Bauarbeiten nicht durchgängig. Ausserhalb der Stadtmauer hat es hier einen Wald mit schönen Wegen und ich gelange beim Rabenbad zu einem zauberhaften Kräutergarten. Hier besuche ich das Schwäbische Handwerksmuseum im Brunnenmeisterhaus. Das Museum wirkt enorm verstaubt, obwohl es erst 23 Jahre alt ist. Es zeigt mit wenig Systematik verschiedene Berufe auf. In einem Unterstand stehen auch noch ein paar grössere Gerätschaften, so eine rund hundert Jahre alte Obstpresse. Beim Zurücklaufen gehe ich den Lechkanälen im Lechviertel entlang und gelange schliesslich zum Vogeltor. Dort hat es eine noch funktionierende Wassermühle. Was sie antreibt, bleibt mir aber verborgen. Den Weg zurück finde ich leicht, ich muss nur den Schildern „Fuggerei“ folgen.