26.07.2024 Istanbul-Bolu

Ich wache etwas später als üblich auf und muss mich beeilen, damit ich mich zur Abfahrt fertig machen kann. Der Wetterbericht sagt Regen voraus. Etwas vor Acht Uhr fahre ich ab, muss noch über einen hohen Randstein fahren, da jemand genau vor das Tor des Hostels ein Auto so blöd abgestellt hat, dass man sonst nicht mehr herausfahren kann. Ich schaffe es aber. Bis zum Avrasia-Tunnel läuft alles gut, doch ich kann die Einfahrt nicht finden, weil die Angaben des Navigationsgeräts so vage sind, dass ich die falsche Spur erwische. Auch ein zweiter Anlauf – immerhin erfordert jeder Anlauf rund fünf Kilometer Weg – scheitert. Erst im dritten Anlauf, nachdem ich das Navi gar nicht mehr beachte, klappt es. Es geht im Tunnel unter dem Bosporus durch und ich komme auf der anderen Seite in Asien heraus – die Tunnelfahrt dauert eigentlich gar nicht lange. Jetzt geht es der Uferpromenade entlang am Meer. Istanbul ist einfach riesig, man kann stundenlang fahren, ohne die Stadt zu verlassen. Nach einer Stunde muss ich mal pinkeln und obwohl ich keine Istanbul-Card habe, lässt mich der Aufseher trotzdem hinein. Dabei kann ich auch gleich die schon wieder hoffnungslos zugepappte Brille putzen. Ich sehe, dass ich direkt in die Unwetterzone hineinfahre und ziehe vorsorlicherweise schon mal das Regenzeug an. Danach geht es nicht mehr lange und ich komme in ein Gewitter, mit heftigem Regen. Die Autofahrer sind überhaupt nicht rücksichtsvoll, ein PW fährt sogar, als ich eine besonders tiefe Wasserlache absichtlich langsam durchquere, mit voller Geschwindigkeit neben mir hinein, so dass der Wasserschwall mir in den Kragen läuft, so dass ich pflotschnass werde. Die Fahrt geht durch endlose Grossstadtgebiete. Nur an einer einzigen Stelle durchquere ich für ein paar Kilometer einen grünen Hügel. Mittagessen bei Köfteci Hüseyn in Gümüşova. Kurz vor Bolu, in Düzce, hört die Grossstadt auf und es geht bergauf, durch Nebel und sogar recht kühle Temperaturen. Die ganze Passstrasse ist von gelben Blinklichtern gesäumt. Nach dem von Nebelschwaden umgebenen Bolu-Dagi geht es hinunter nach Bolu. Nachdem ich gestern kein Hotel reservieren konnte, fahre ich an die Adresse des ersten Hotels, das ich herausgeschrieben hatte, doch ohne Erfolg. So versuche ich es beim «Otel 374», und Bingo! Ich kriege ein schönes Zimmer für ganz wenig Geld. So checke ich ein und gehe dann gleich auf Sightseeing-Tour: Semsi Ahmet Pasa Imaret Camii, Sarachane Camii, Orta Hamam, Hauptplatz, Yukari Tashan (eine Karavanserei), Yildirim Bayezit Moschee, Basar, Kültür Park. Dann besuche ich das Museum. Bereits davor stehen unzählige römisch-griechische Grabstelen und Steinsarkophage. Leider hat es nur einen einzigen Ausstellungsraum, wo es allerdings einige sehr gute Objekte aus graeco-römischer Zeit hat, so einen wunderschön gearbeiteten Steinkranz, verschiedene Terrakottafiguren, Hausaltäre, zwei Münzschätze, ein Hermeskopf, mehrere Aschenurnen. Das Top-Exponat ist allerdings der lebensecht gestaltete Kopf von Artemis, ein Meisterwerk. Im oberen Stock ist die ethnografische Sektion, mit historischen Gewändern und Darstellungen aus dem osmanischen Alltag. Am Rande der Altstadt fällt mir noch ein altes, baufälliges Holzhaus auf, an dem man gut ersehen kann, wie damals gebaut wurde: Drei Lagen Holz, die danach verputzt wurden. In einer Lokanta esse ich eine masslos überteuertes Abendessen.