28.07.2024 Tosya-Samsun

Früh stehe ich auf und bereite in der Küche des Hotels mein Frühstück zu. Um 07:20 fahre ich ab. Es ist angenehm kühl. Die Fahrt auf der D100 geht zügig vonstatten. Die Berge werden immer felsiger und schroffer. Bei Kiziltepe ist der Fluss Kizilirmak bereits so breit, dass ich meine, es sei ein See. Ich verlasse die Schnellstrasse kurz und versuche ans Ufer zu kommen, aber das ist hier nicht möglich. Stattdessen habe ich jetzt ganz viel Lehm an den Rädern. Bei Osmancik fahre ich in die Stadt hinein. Von der Festung auf einem hohen Felsen mitten in der Stadt ist nicht mehr viel übrig. Dafür ist die Brücke Koyunbaba Köprüsü über den Kizilirmak sehr schön anzusehen. Kurz vor Mittag komme ich in Samsun an, wo ich im Hotel Necmi einchecke. Ich verhandle schlecht und bezahle darum viel zu viel für das heisse, schäbige und kleine Zimmer ohne Bad – 750 TRY. Sogleich gehe ich wieder in die Stadt. Erst besuche ich die Strassenmärkte, dann esse ich in einem Dönerladen einen Tavuz Dürüm. Der Ayran dazu ist völlig überteuert, statt der üblichen 10 TRY kostet er 25 TRY. Ich besuche die grosse Moschee (Büyük Camii), den Clock Tower, das Tarihi Sifa Hamami (ist immer noch als Hamam in Betrieb), den Tashan (jetzt ein Restaurant), die Süleymanpasa Madrassa, die Beledye Önü Medrese Moschee, und das Uferquai zum Schwarzen Meer, wo viele Hobbyfischer auf Steinen im Meer sitzen und nur mit einer Angelschnur und ohne Rute richtig viele Fische aus dem Wasser ziehen. Die D/S Yalova liegt hier vor Anker, wohl heute ohne Dampfmaschine, denn sie dient nur noch als Restaurant. Ueber den Kurtulus Park und den Atatürk Park kehre ich zum Hotel zurück, hole den Töff und fahre zum Bandirma Gemi-Müze (Bandirma Open-Air Museum), wo ein Nachbau der D/S Bandirma, mit der Atatürk in den 1920er Jahren in Istanbul eintraf, im Massstab 1:1 steht. Die Kabinen wurden versucht, so einzurichten wie damals und es sind detaillierte Wachsmodelle der damaligen Passagiere, inklusive Atatürk, im Salon. Auch die Kabine Atatürks wurde nachgebaut, wohl eher ein Wunschdenken als Realität, m.W. hatten sie den Dampfer nie speziell für Atatürk eingerichtet. Weiter hat es das unvermeidliche Atatürk-Denkmal, einen Schriftzug „Samsun“, vor dem sich die Leute drängen für Fotos, einen ausrangierten Düsenjäger und ein paar Kanonen. Ich fahre wieder zurück zum Hotel, doch nun ist die Reception geschlossen, so dass ich gar nicht hinein kann. So laufe ich durchs Zentrum, das nur noch wenig historische Substanz aufweist und dementsprechend uninteressant ist. Immerhin hat es eine topmoderne Sa’adi Bey Moschee, die katholische Mater Dolorosa-Kirche, eine weitere moderne Ulugazi Moschee mit grossen Glasfronten, innen mit Holz sehr geschmackvoll eingerichtet. Im Bulvar-Komplex hat es einen weiteren Samsun-Schriftzug, vor dem ich, dem Blog zuliebe, auch ein Selfie mache. Im Atatürk-Park steht eine Reiterstatue von Kemal Atatürk, die jetzt ideal beleuchtet ist. Total verlottert ist der Park beim Museum, einer der eisernen Kraniche ist umgefallen, die Wasserbecken sind trocken. Ich besuche den riesigen, gedeckten Yabancilar Carsisi Markt, wo man alles kaufen kann, inbesondere günstige Markenkleider und –schuhe, von denen die Markeninhaber noch gar nichts wissen. Für die „Strasse zur Freiheit“ wurde eine Landungsszene nachgestellt, mit allen Figuren mit erkennbar realistischen Gesichtern, alles aus Beton oder Kunststoff. Es ist wieder sehr heiss, so esse ich zum Abendessen ein halbes Kilo Joghurt und ein halbes Ruchbrot (tatsächlich habe ich eines im A.101-Discount gefunden!). Migros fährt hier eine ähnliche Strategie wie in der Schweiz, nämlich hochpreisig mit chromglänzenden Ladenlokalen für die besser verdienenden, weshalb jetzt viele kleine Ketten in die Bresche gesprungen sind, BIM, Sok, A.101 etc.