Ich muss den Concierge wecken, damit ich heisses Wasser für mein Frühstück kriege. Um 07:20 Uhr fahre ich ab. Es ist zwar kühl, aber nicht kalt. Die Fahrt geht über den 2057 Meter hohen Tepebasi-Pass. Die Strasse ist eigentlich eine vierspurige Autobahn, nur die Traktoren, die man von Zeit zu Zeit antrifft zeigen einem, dass es nur eine Landstrasse ist. Schlaglöcher hat es hier keine. 25 Kilometer vor Erzincan biege ich nach Gürlevik ab. Hier befindet sich die einzige Sehenswürdigkeit von Erzincan, die Gürlevik Wasserfälle. Sie erinnern etwas an das kroatische Plitvice, die zahlreichen Wasserfälle, die hier über eine schroffe Bergkante stürzen. Hier treffe ich Muhammed, der in Schweden lebt, gut englisch spricht und mich zum Tee einlädt. Lange sitze ich mit ihm und seiner Familie und plaudere. Gegen Mittag will ich weiter, denn ich habe noch kein Hotel in Erzincan und muss mir erst eines suchen. Sollte ich keines finden, möchte ich genügend Zeit, um eine Stadt weiterzufahren. Beim ersten Hotel sind sie über meine Preisvorstellungen nicht amüsiert. Beim zweiten sagen sie sofort, sie seien ausgebucht (was sicherlich nicht stimmt, aber sie wollen keine Budgetreisende). Beim dritten, dem Otel Mecit 2 (oder Otel Mete), offeriert man mir ein schönes Zimmer für 600 Lire, welches ich gerne akzeptiere. Schliesslich bin ich hier mitten im Stadtzentrum. Zuallererst muss ich etwas essen, ich bestelle einen Hühnerkebab und erhalte den grössten Kebab, den ich je gegessen habe. Nun erkunde ich die Stadt, welche keinerlei historische Substanz mehr aufweist, alles wurde durch Erdbeben zerstört. Allerdings fällt mir auf, dass es im Stadtzentrum viele kleine Restaurants und Teestuben gibt. Einen eigentlichen Basar habe ich allerdings nicht gefunden. Es gibt den Baris Manco Sehit Park, der von einer riesigen Teestube dominiert wird, sowie einige „Shopping Centers“, d.h. viele kleine Läden unter einem Dach. Leider tut mir der rechte Fuss immer noch dermassen weh, dass ich um vier Uhr die Stadterkundung abbrechen und ins Hotelzimmer zurückkehren muss. Da es so heiss ist, stelle ich die Klimaanlage an und lese „Siddharta“ von Hermann Hesse zu Ende.