Um zwei Uhr nachts bricht ein fürchterlicher Regensturm über Banja Luka los. Ein Wasserfall donnert auf die Stadt nieder, so dass ich froh bin, in einer so sicheren Bleibe zu sein. Am Morgen tut es mir leid, eine so schöne Bleibe verlassen zu müssen. Es war wohl das beste Zimmer bisher, blitzsauber und mit allem Notwendigen ausgestattet, Küche, Schreibpult, Bett, Badezimmer, schnelles Wifi. Es ist jetzt kühl geworden und der Himmel ist grau. Noch in Banja Luka gerate ich in einen Riesenstau, den ich auch nur teilweise überholen kann. Als ich vorne ankomme, sehe ich die Ursache: Genau vor einer Schule hat es eine schwere Frontalkollision gegeben, beide Autos sehen fürchterlich aus. Eine ganze Horde von Polizeiautos steht dort mit laufendem Blinklicht. Danach löst sich der Stau auf und ich kann weiterfahren. Es ist neblig und wird immer nebliger. Bei Bistrica beträgt die Sicht noch knapp 20 Meter. In Novi Grad treffe ich beim Nachtanken zwei Motorradfahrer, die zwar Bosnier sind, aber in der Schweiz leben. Wir plaudern etwas. Dann fahre ich dem Fluss Una entlang bis Kostajnica. Kaum habe ich die Grenze nach Kroatien überquert, ist schönstes Wetter, wie wenn es an der bosnischen Landesgrenze Halt gemacht hätte. Ich mache ein Foto von der Burg Stari Grad Hrinski, und kaufe in einer Bäckerei ein letztes Blätterteiggebäck, dann fahre ich weiter. Ein Dorf reiht sich an das nächste, die Geschwindigkeit beträgt immer so um die 50 km/h. Es hat hier, wie in Bosnien, ganz viele Radarfallen, eine erwischt mich wohl, aber von Vorne, was folgenlos bleiben dürfte. Auch hier fällt mir auf, dass es viele verlassene Häuser gibt, auch ganze Bauernhöfe, die am Verfallen sind. In Zagreb fahre ich zu meiner Unterkunft, dem HI Hostel, und bin positiv überrascht, dass ich ein anständiges Zimmer mit Locker und ein unteres Bett kriege. Im schönsten Sonnenschein mache ich den Stadtrundgang: Trg Bana Jecica, Kathedrale, Steintor, Steingasse, St. Markuskirche (umgeben von den Regierungsgebäuden), Nationaltheater, Trg Petra Preradovica, wo ich im grossen Konzum einkaufen kann. In einer Strasse wird gerade ein Filmset eingerichtet. Im Park kralja Petra Svacica steht ein kroatisches Männeken Pis. Ich kehre ins Hostel zurück – mein Fuss erlaubt kein Weiterlaufen – und lese etwas. Es hat hier fantastische Bücher, so Karl Mays „durchs Land der Skipetaren“ und von M. D’Urville „Voyage autour du Monde“ Bände 1 und 2 (1839). Als ich wieder etwas erholt bin, laufe ich noch zum Trg Zrtava Fasizma mit dem runden Gebäude der kroatischen Künstlervereinigung in der Mitte und zum Trg Kralja Petra Kresimira IV, der einen Kinderspielplatz und einen Park umfasst. Ich kehre zum Hostel zurück, wo ich den riesigen, im Konzum eingekauften Znacht verzehre.