Heute ist das Wetter wieder schön und sonnig. Nachdem die Reise nach Graz sehr kurz ist – zirka 100 Kilometer – bummle ich noch ein wenig durch die Altstadt von Maribor, setze mich auf dem Hauptplatz in die Sonne und lese etwas. Dann mache ich mich auf den Weg. Ich wähle eine ländliche Route durch kleine Strassen. Die Sonne scheint, es ist warm, die Fahrt ist wunderbar. Schon bald kommt die Grenze nach Oesterreich und ich fahre auf österreichischem Gebiet weiter. Kurz nach elf Uhr komme ich in Graz im „a&o Graz Hauptbahnhof“ an. Da mein Bett noch nicht bereit ist, bringe ich mein Gepäck in den Aufbewahrungsraum und laufe in den Töffkleidern los. Im Spar kaufe ich mir ein Mittagessen, dann laufe ich zum Schlossberg und erklimme diesen auf einem der Flanierwege. Oben komme ich erst zum Hackher-Löwen, dann zum Glockenturm (1588). Ich besuche das Museum Schlossberg, wo erst der „Wundergarten“ zu durchqueren ist, dann eine schöne Aussicht auf Graz von der Kanonenhalle aus zu geniessen ist. Im ehemaligen Wächterhaus ist die Geschichte des Schlossbergs dargestellt. Schliesslich ist unterhalb des Wächterhauses, in den Kasematten, eine Tonbildschau zur Geschichte des Schlossbergs eingerichtet. Nach dem Besuch des Museums laufe ich zum chinesischen Pavillon und zum Uhrenturm (1265 erbaut, 1560 mit Uhr versehen). Ueber den Kriegssteig (weil im ersten Weltkrieg von Soldaten gebaut) komme ich wieder nach unten. Ich schaue noch rasch in den Schlossbergtunnel hinein, dann gehe ich an der ultramodernen Murbrücke vorbei (über die Erzherzog-Johann-Brücke) wieder Richtung Hostel, vorbei am Kunsthaus, das wie ein riesiges Haggie in der Stadt aussieht, besuche im Vorbeigehen noch die Garnisonskirche und checke punkt 15 Uhr im Hostel ein. Nun gibt es ein Problem: Mein Bett ist bereits belegt, zwei jungen Männern passten die zugeteilten Betten nicht und sie haben andere Betten belegt. Der Receptionist rät mir, ihre Sachen auf ein freies Bett zu legen und das Bett zu beziehen. Ich befürchte schlimmen Aerger, aber da das Hostel vollständig ausgebucht ist, bleibt mir keine Alternative. Ich laufe nochmals in die Stadt, besuche den Franziskanerplatz, den Hauptplatz mit dem imposanten Rathaus, die Stadtpfarrkirche (innen eher schlicht), das eiserne Tor mit seiner Mariensäule, den Karmeliterplatz mit der Dreifaltigkeitssäule, den prunkvollen barocken Aegydiusdom (erbaut 1438). Auf einer Seite ist ein Christophorusfresko zu sehen, das offensichtlich aus der Zeit vor der Barockisierung stammt. Ich besuche das Grazer Schloss mit der Doppelwendeltreppe, die zwar originell, aber nicht unbedingt besonders sicher zu begehen ist. Schliesslich besuche ich noch das Mausoleum Kaiser Ferdinands II (1614-87), welches innen einen Kirchenteil mit einem Katharinenaltar hat, sowie eine Grabkapelle mit einem auferstehenden Christus. Unter der Grabkapelle, so kann man durch einen gusseisernen Rost erkennen, befindet sich das eigentliche Mausoleum Kaiser Ferdinands II, welches nicht öffentlich zugänglich ist. Alles ist aufwändigst renoviert worden. An der Seite des Doms befindet sich das Gottesplagenbild (1485), welches unten stark beschädigt ist. Im oberen Teil wird die Stadt Graz (sowie Gott, Heilige und Klerus) gezeigt, im unteren Teil links die Heuschreckenplage, mittig die Angriffe der Türken und rechts die Pest. Der Himmel hat sich wieder grau überzogen. Nun laufe ich zurück ins Hostel. In der Zwischenzeit sind weder die beiden Jungen zurückgekommen, welche die Betten usurpiert haben, noch hat sich anderswo ein freies Bett ergeben. Der Receptionist kommt mit mir nach oben und ich baue das gebrauchte Bettzeug in das obere Kajütenbett um, so dass ich das untere Bett beziehen kann. Er meint, wenn die zurückkommen, soll ich sie an ihn verweisen. Wenn das mal nur gut geht!