Es regnet die ganze Nacht wie verrückt. Ich schlafe jedoch gut und höre den Regen nur, wenn ich zwischendurch aufwache. Am Morgen profitiere ich vom Frühstücksbuffet der Jugendherberge. Ich habe mich entschlossen, angesichts der Tatsache, dass alle Pässe Schnee melden, die Autoschleuse der Tauernbahn zu nehmen. Dann mache ich mich, ohne Regenzeug, auf den Weg. Doch nach rund 20 Kilometern fahre ich in den Regen hinein und muss ins Regenzeug wechseln. Ab Spittal an der Drau giesst es wie aus Kübeln, zudem weht ein Sturm und es ist beissend kalt, nur wenige Grad über Null. Meine angeblich wasserdichten Handschuhe sind völlig durchnässt und ich friere. Der Sturm peitscht einem den Regen ins Gesicht. Es geht hinauf, und weiter hinauf und immer weiter hinauf, wobei es immer noch kälter wird. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreiche ich Mallnitz. Dort muss ich erstmals einen heissen Tee in der Bahnhofswirtschaft nehmen, damit ich am warmen Teeglas meine Finger wieder auftauen kann. Nach einer halben Stunde öffnet der Billettschalter und ich kann ein Ticket für die Autoschleuse nach Böckstein kaufen. Das Ticket ist sehr teuer, es kostet dasselbe wie für ein Auto, aber ich habe keine Alternative. Mit dem Zug geht es 11 Minuten durch den Tauerntunnel, dann kommen wir in Böckstein an und ich fahre weiter. Jetzt kann ich nur noch die unisolierten Regenhandschuhe benutzen, weil ich die anderen gar nicht mehr anziehen kann, sie sind viel zu nass dafür. In Bad Gastein bin ich dankbar für einen Tankstopp. Dann muss ich wieder ins Unwetter hinaus. Es geht an Zell am See vorbei und über den bitterkalten Thurnpass. In Jochberg halte ich beim der Metzgerei Krimbacher, die auch einen Gasthof betreibt, und leiste mir das Mittagsmenü, welches an Quantität und Qualität nichts zu wünschen übrig lässt. Ein Stunde später muss ich wieder weiterfahren. Ich habe Angst, dass der Motor nicht länger mitmacht, denn beim Mittagshalt hat er gestottert, wegen des vielen Wassers im Zündsystem. Doch nach dem Mittagessen kontrolliere ich die Zündkerze und die abstrahlende Hitze hat sie völlig getrocknet. So geht es stotterfrei wieder in die Sintflut hinaus. Je tiefer ich komme, desto weniger kalt ist es. Durch Kitzbühel und Brixen gelange ich nach Wörgl. Hier ist ein einziger Stau durch die ganze Stadt, einen Teil davon kann ich überholen, aber den grösseren Teil muss auch ich im Stau verweilen. Grund ist die hirnrissig eingestellte Signalanlage, welche ein Abfliessen des Verkehrs verhindert. Kurz vor Innsbruck hört der Regen auf, auch wenn es nicht wärmer wird und der Hochnebel bleibt. Doch die direkte Strasse nach Innsbruck kann ich nicht nehmen, es hat ein schrecklicher Unfall stattgefunden und sie wurde vollständig gesperrt. So muss ich nochmals einen Umweg nehmen, wobei ich die kilometerlange stehende Autokolonne vollständig überholen kann. Endlich komme ich in der Jugendherberge Innsbruck an, zwar trotz Regenzeug völlig durchnässt, aber immerhin intakt und ohne Erfrierungen. Ich bin so froh, dass der Höllenritt glimpflich abgelaufen ist. Die Jugendherberge verlasse ich jedoch nicht mehr, dafür ist es mir doch viel zu kalt. Morgen wird noch die grössere Herausforderung, der Arlbergpass ist nicht passierbar für mich, wegen Schnee und Eis und gewaltigen Minustemperaturen, ich werde es über den niedrigeren Fernpass versuchen.