Um Mitternacht klopft es an meine Zimmertür. Ich wache auf, vermute, dass es ein betrunkener Mitbewohner ist und rufe verärgert „who the f… is disturbing me at night?“. Ich öffne die Tür und es stehen zwei Polizisten davor. Sie suchen meinen Zimmerkollegen. Sein Bett ist jedoch leer, sein Gepäck noch da, sogar sein Handy. Sie durchsuchen alles, nehmen aber nichts mit und gehen wieder. Ich habe Mühe, wieder einzuschlafen. Am Morgen schaufle ich mir vom Frühstücksbuffet soviel wie möglich rein, denn es wird ein ganz schwieriger Tag werden, nicht weil es Freitag der 13. ist, sondern weil der Wetterbericht katastrophal ist. Eine Fahrt über den verschneiten und vereisten Arlbergpass ist unmöglich. Auch Warth liegt viel zu hoch. Ueberall vermeldet der Wetterbericht Schneefall. Im strömenden Regen, den ich jetzt sogar schätze, weil es kein Schnee ist, fahre ich los. Wegen des starken Regens crasht das Navi alle 200 Meter, was mich fast wahnsinnig macht, denn ich bin auf die Navigation in einer Grossstadt völlig angewiesen. So nehme ich dann tatsächlich eine falsche Abzweigung und muss einen Umweg fahren, bis ich auf der Strasse Richtung Fernpass bin. Ich fahre nur mit den Regenüberzügen, doch bald merke ich, dass ich dringend die Handschuhe anziehen muss. Bei einem Sportgeschäft versuche ich, Fausthandschuhe zu kaufen, aber die haben nichts. So zwänge ich mich in die völlig durchnässten und unbrauchbaren Motorradhandschuhe, was fast nicht möglich ist. Darüber streife ich dann wieder die Regenüberzüge. So fahre ich auf den Fernpass hinauf. Oben auf dem Pass dichter Schneefall. Der Schnee bleibt glücklicherweise nicht liegen, er schmilzt auf der Strasse. Es geht weiter im dichten Schneegestöber nach Reutte, wo ich mit viel Mühe auftanke und dann die blöden Töffhandschuhe wieder anziehen muss. Bis Sonthofen ist es unentwegt Schnee- und Matschgestöber. In Sonthofen halte ich bei McDonalds, denen dürfte es nämlich egal sein, dass ich eine riesige Wasserlache hinterlasse. Ich esse ein erstaunlich günstiges Menü und konsultiere auf dem anderen Handy die Karten, denn die Batterie meines Navigationshandys ist leer. Es bietet sich die Route über Oberstaufen und Aach im Allgäu an, aber in Weissach ist die Strasse wegen eines Volksfestes gesperrt und eine andere Strasse gibt es nicht dorthin. Ich muss also umkehren und eine andere Möglichkeit suchen. Das ohne Navi, da mein wasserdichtes Telefon im Rucksack am Nachladen ist. So fahre ich auf gut Glück mit kurzen Halt und Blick aufs noch funktionierende Telefon und gelange über Sulzbach nach Bregenz. Von dort aus brauche ich kein Navi mehr, da ich die Gegend gut kenne. Im Hofer hole ich noch ein paar Sachen und dann fahre ich nach Hause. Um 14 Uhr komme ich an. Ich lade ab, gehe mit dem Roller in die Waschanlage und dann einkaufen. Jetzt ist es fast 20 Uhr und meine Hände und mein Gesicht surren immer noch vom Schnee. Wenn gestern schon eine Höllenfahrt war, was war dann das heute?