Ich habe ja gestern schon einen Grossteil der Sehenswürdigkeiten gesehen und bummle deshalb heute in die Stadt. Besuche die Piaţa Independentei, die Biserica Sfantui Spiridon (St. Spiridonkirche), die grosse Synagoge (leider geschlossen), die halbversenkt ist im Boden, weil damals die Vorschriften dies erforderten. Davor ist der Platz der rumänisch-israelischen Freundschaft mit einem Denkmal für die 13‘000 Opfer des Pogroms von Jassy (1941). Mein nächster Besuch gilt dem Kloster Golia, wo gerade ein sehr gut besuchter Sonntagsgottesdienst stattfindet. Die Leute stehen sogar vor der Kirche, wobei der Gottesdienst per Lautsprecher dorthin übertragen wird. Ich komme wieder ins Zentrum und gelange zur Gheorghe Asaki Schule, der Chimärenstatue (eine Wölfin mit Menschengesicht und acht Glocken als Zitzen) und dem Palatul Culture. Da es noch nicht ganz zehn Uhr ist, laufe ich einmal um den Palast herum. Man hat rund um den Palastgarten ein Einkaufszentrum gebaut, aber das Ganze ist so schön gestaltet, dass es nicht stört, denn jetzt wird der Palastgarten, in den eine grosse Treppe mit einem Wasserspiel führt, von lauschigen Cafés gesäumt. Im Palastgarten findet gerade ein Streetfood Festival statt, deshalb stehen zahlreiche Buden dort. Sobald das Museum öffnet, kaufe ich ein Eintrittsbillett für das historische und das Technikmuseum. Erst erkunde ich aber den Palast, der in einem ganz hervorragenden Zustand ist. Die Woiwodenhalle ist prächtig, in der Henri-Coanda-Halle hat es auf der linken Seite Fenster, auf der rechten Seite aufgemalte Fenster. Vor dem historischen Museum steht ein mehr als acht Meter langer Einbaum, der als Schwimmer für eine Pontonbrücke im Mittelalter gedient haben soll. In der rechten Halle hat es eine ganz hervorragende Ausstellung über die Cucuteni-Kulturen A (ca. 4‘700-3‘900 BC), A-B (4‘200-3‘600 BC) und B (3‘800-3‘100 BC). Es werden unglaublich gut erhaltene Keramikgefässe mit schönen Glasuren gezeigt, sowie eine Cucuteni-Behausung. In der linken Halle wird die Frau, auch die Göttinnen, in römischer Zeit thematisiert. Nun besuche ich das Technikmuseum. Es fängt an mit Haushaltsgegenständen und –maschinen. Hervorzuheben ist die sowjetische Thermoregeneratorlampe, welche mit einer Petrollampe piezoelektrischen Strom produziert. Danach kommen die Radiogeräte, von den allerersten hin zu den Geräten in der Sowjetzeit, welche zum Teil lokal produziert wurden und sich äusserlich nicht von westlichen Geräten unterschieden. Besonders interessant ist jedoch ein Autoradio Philco Transitone (1933), das über zwei Bowdenzüge bedient wurde. Bei den Computern erfahre ich, dass in Rumänien auch eine kleine Computerindustrie bestand, es wurde sogar ein IBM-PC-Klon gebaut (IFF-PC) und verschiedene Kleincomputer (CUB01, Junior 80, HC2000 Homecomputer). Eine grosse Sektion behandelt die Musikautomaten, von denen offenbar viele in Rumänien gelandet sind, einige davon aus der Schweiz. Danach kommen die Phonographen, alle importiert, die Kameras, Elektromotoren, eine Modell-Dampfmaschine, Telefonapparate meist aus russischer Produktion, Fernsehgeräte (besonders auffallend ein russisches Modell mit winzigem Bildschirm und grosser Linse davor, sowie ein Modell „Leningrad“ aus der DDR, mit Radio und ebenfalls kleinem Bildschirm. Für das Mittagessen gehe ich zu „Auchan“, wo ich mir am Buffet selbst etwas zusammenstellen kann, natürlich ohne Kohlenhydrate. Danach laufe ich zum Bahnhof. Dort sehe ich ein Laden, der mit „Second Hand Marfa Elvetia“ angeschrieben ist, das heisst „Second-Hand aus der Schweiz“. Meine nächste Etappe ist lang und steil den Berg hinauf, zum „Gradina Copou“, einem schönen, gepflegten Park mit vielen farbigen Blumenbeeten und Wasserspielen, sowie einem Seerosenteich mit einer Brücke darüber. Im „Mega Image“ kaufe ich noch etwas für das Abendessen ein, dann kehre ich ins Hostel zurück, da ich müde und durstig bin.





















