02.06.2025 Ugine-Col de l’Arpettaz-Col des Aravis-Albertville

Die Nacht war etwas mühsam, denn mehrere Gewitterstürme gehen über die Stadt und um vier Uhr morgens kommen zwei Zimmerkameraden betrunken zurück, machen einen Riesenlärm und halten langwierige Diskussionen in voller Lautstärke, bis sie plötzlich einschlafen. Das Frühstück in der Jugi ist etwas armselig, es gibt nur gerade das Nötigste, und auch das nicht gerade im Ueberfluss. Ich fahre früh los, erreiche Ugine um neun Uhr und biege zum Col de l’Arpettaz ab. Der Himmel ist dunkel bewölkt, doch noch regnet es nicht. Zu meiner Ueberraschung ist bis zur Passhöhe geteert, wenngleich auch ein Flickenteppich. Die Weiterfahrt zum Col des Aravis geht über eine äusserst schlechte Schotterstrasse. Es regnet leicht. Für 13 lange Kilometer muss ich den Weg zwischen den grössten Gesteinsbrocken finden, um meine Pneus nicht zu zerstören. Mit einem Bauern plaudere ich eine Weile, er hat 60 Milchkühe und macht aus der Milch Reblochon-Käse. Endlich gelange ich zum Col des Aravis, gerade rechtzeitig, denn jetzt wird der Regen zur Sturzflut. Ich ziehe das Regenzeug an und fahre den Pass hinunter Richtung Albertville. Ich komme durch La Giettaz und dann geht es einer malerischen Schlucht entlang, leider kann man nirgends anhalten. In Ugine halte ich beim Carrefour und kaufe mir etwas zum Mittagessen. Beim Nachtanken plaudere ich mit einem anderen Motorradfahrer, der beeindruckt von meinem Roller ist und ein Foto machen will. Auf der Schnellstrasse fahre ich nach Alberville, wo ich erst mal das Mittagessen verzehre. Dann fahre ich zum Hotel, wo ich höchst unwirsch empfangen werde, aber dann doch meine Sachen dalassen darf. Zu Fuss laufe ich durchs Dorf, das wirtschaftlich am Boden zu sein scheint. Viele Läden in der Innenstadt sind leergeräumt. Ich besuche die ziemlich schmucklose Kirche Saint Jean-Baptiste und das pompöse und doch schon wieder vergammelte Centre Culturel Le Dôme, das heute geschlossen ist. Ich kehre ins Hotel de Savoie zurück, checke ein mache mit der Ladenbesitzerin nebenan ab, dass ich den Scooter dortlassen kann. Zu Fuss laufe ich über die Isere und zum historischen Dörfchen Conflans hinauf. Das Château Manuel de Locatel ist leider nur für Führungen offen. Durch die Porte de Savoie gelange ich ins Innere des Dörfchens, vorbei an der Tour Ramus, zur Kirche Saint-Grat, die innen ausser einer reich geschnitzten Kanzel wenig zu bieten hat. Der Marmor besteht samt und sonders aus bemaltem Gips. Die Gallerie Rémy Martinetto zollt dem Selbstdarsteller und Lebemann, der wohl schon längst nicht mehr lebt, Tribut. Auf dem Hauptplatz hat es viele Cafés und Restaurants. Das Museum ist leider geschlossen. Von der Aussichtsterrasse sieht man über ganz Albertville. Es regnet jetzt stärker. Ich laufe zurück in die Stadt und beschliesse, zum Olympiapark zu laufen. Dieser liegt rund 3km westlich vom Stadtzentrum. In mässigem Regen komme ich dort an und kann noch ein Föteli vom olympischen Turm machen, der allerdings nicht mehr bestiegen werden darf. Als ich zurücklaufe, wird der Regen intensiver und trommelt auf meinen Schirm. In einer Bäckerei kaufe ich ein enormes Sandwich und esse es auf einem Bänkli unter einem Baum zum Znacht. Im strömenden Regen laufe ich zurück zum Hotel de Savoie. Mein Zimmer ist übrigens spartanisch eingerichtet, alles ziemlich alt, aber immerhin habe ich ein eigenes Bad.