04.06.2025 Chiomonte-Colle delle Finestre-Sestriere

Die Nacht im komfortablen Zimmer war sehr angenehm. Am Morgen regnet es. Das Geräusch beim Abwärtsfahren gestern macht mir Sorgen. Ich möchte die Sache beheben lassen. So fahre ich im leichten Regen zurück nach Susa, wo ich vor der Motorradwerkstätte Favro Moto Officina warte, bis sie um neun Uhr öffnen. Die beiden Brüder, die die Werkstatt betreiben sind äusserst hilfsbereit. Ich werde mit einem Kaffee empfangen, dann macht sich der Mechaniker-Bruder sofort an die Arbeit. An der Kette können wir nichts Falsches feststellen, sie ist nicht, wie befürchtet, verzogen. Doch das Ritzel ist etwas ausgeschlagen. Das macht aber nichts, es kann sich nicht lösen. Zur Sicherheit macht er etwas Loktite in die Schrauben rein. Blöder ist die Einstellung des Ventilspiels, das einfach nicht stimmt. Weil er das nötige Werkzeug nicht hat, müssen wir mit einem 11er Ringgabelschlüssel und einer Zange improvisieren. Schliesslich kriegen wir es mit vereinten Kräften hin. Schnell ist der Scooter wieder zusammengebaut und die Rechnung ist wirklich bescheiden. Ich verabschiede mich und fahre zum Coop, wo ich ein Mittagessen einkaufe, damit ich es auf der Passhöhe essen kann. Dann mache ich mich zum zweiten Mal auf die Fahrt zum Colle delle Finestre. Es sind viele Velofahrer unterwegs, obwohl der Regen zunimmt. Die Schotterstrasse ist jetzt völlig durchweicht und ich kann nur noch im ersten Gang fahren. Dichtester Neben, zunehmender Regen und eisige Kälte im einstelligen Bereich machen mir die Fahrt nicht gerade angenehmer. Oben mache ich nur rasch ein Foto. Denn von der anderen Seite prasselt Starkregen herab. Kurz nach der Passhöhe halte ich an und ziehe das Regenzeug an – zu spät, ich bin schon ziemlich durchnässt. Im strömenden Regen geht es bergab. Hier ist niemand sonst unterwegs, nur ein einzelnes Auto des Militärs. Als der Regen etwas nachlässt, esse ich mein Mittagessen auf einer Bank, natürlich mit Helm und Fahrbrille, die mich vor dem Regen etwas schützen. Ich fahre weiter und komme in Pourrieres wieder auf die Strada Statale. Ueber Pragelato gelange ich nach Sestriere, das völlig ausgestorben scheint. Der Nebel ist so dicht, dass man gar nicht sehen kann, was links und rechts der Strasse ist. Ich suche ein offenes Café und finde schliesslich eines. Dort trinke ich einen warmen Tee. Mit einem Gast komme ich in ein reges Gespräch und zahlt sogar meinen Tee als Zeichen der Anerkennung. Die Italiener sind immer ganz begeistert, wenn sie erfahren, dass ich mit einem 125er Roller unterwegs bin. Ich suche noch den Carrefour Supermarkt, der auf Google Maps eingezeichnet ist, doch diesen gibt es nicht oder nicht mehr. In der erstaunlicherweise offenen Touristeninformation erkundige ich mich nach Vorschlägen für morgen, nachdem in diesem Wetter Pässe unmöglich befahren werden können. Dann fahre ich zu meiner Unterkunft, wo ich nach nicht allzu langer Wartezeit den Schlüssel zum Appartement erhalte. Es handelt sich um eine ganz kleine Einzimmerwohnung, mit Schrankküche und mit Möbeln zugestellt. Alles recht angejahrt. Noch einmal fahre ich zurück ins Dorf, das wie ausgestorben wirkt. Ich halte beim einzigen Lebensmittelladen, dem Jolly Market, wo ich aus dem mageren Sortiment eine Suppe für den Znacht auslese. Es regnet pausenlos und ein Gewitter zieht über das Dorf. Die Heizung im Appartement ist aus, so ist es ziemlich kühl.