Ich verlasse meine freundliche Unterkunft in Latina und fahre erst auf der Schnellstrasse, dann auf der Küstenstrasse Richtung Neapel. In Terracina hätte ich gerne angehalten, die Kulisse mit den grotesken Felsen ist atemberaubend, aber alles ist im Gegenlicht und so bringt es absolut nichts. So fahre ich weiter bis Sperlonga. Typisch für Italien ist die Beschriftung der ZTL (Zona del Trafico Limitado). Unten steht aktiv, oben steht inaktiv. Was gilt jetzt? Genau dort laufe ich in die Neustadt hinunter, stelle dann aber fest, dass ich auf der falschen Seite heruntergelaufen bin und muss alles nochmals hoch gehen, bis ich in die an den steilen Hang gebaute Altstadt komme. Ich laufe die diversen Gässchen ab, aber sicherlich habe ich nicht alle erwischt. Vom Belvedere del Ridosso hat man eine schöne Sicht auf das Meer. Ich fahre weiter Richtung Napoli. In einem Tunnel geht mein Scheinwerfer aus. Ich muss an einem schattigen, aber völlig vermüllten Platz halten und den äusserst komplizierten und zeitaufwändigen Tausch der Scheinwerferbirne machen – glücklicherweise führe ich immer Ersatz mit. In Castel Volturno kaufe ich mir ein Mittagessen – Brot und Salami, doch ich finde einfach keinen Platz, wo ich das essen kann. Zufälligerweise stosse ich auf eine Gedenktafel an Myriam Makeba, die offenbar hier gestorben ist. Schliesslich esse ich das Mittagessen auf einem vermüllten Parkplatz, wo ein paar Bäume Schatten bieten. Bei den phlegräischen Feldern komme ich am Lago d’Averno vorbei und an römischen Ausgrabungen. Als ich im Stadtzentrum von Neapel ankomme, mache ich ein paar Fotos von meinem Scooter. Meine Unterkunft, die Villa Preziosa, stellt sich als Nonnenkloster heraus, ich erhalte ein blitzsauberes Zimmer mit Bad und kann den Scooter sicher im Innenhof abstellen. Mit dem Bus Nr. 254 fahre ich wieder ins Stadtzentrum, wo ich durch die Gassen schlendere. Ich besuche den Duomo mit seinen zwei Nebenkirchen, der Basilica di Santa Restituta und der äusserst beeindruckenden Cappella del Tesoro di San Gennaro, die voller lebensgrossen, silbern glänzender Statuen ist. Nicht weit davon entfernt besuche ich noch die Chiesa S. Giuseppe dei Ruffi. Es ist gar nicht zu ungefährlich, hier Fussgänger zu sein. Motorräder rasen mit einer äusserst hohen Geschwindigkeit durch die engen Gassen, durch die Fussgängerzonen und Fahrverbote, Autos zwängen sich durch und hupen die Fussgänger weg, Verkehrsschilder werden nicht beachtet. In einer Gasse kaufe ich mir einen ganz ausgezeichneten Döner. Vor dem Castel Nuovo hat es eine moderne Statue von Jaume Plensa, Silent Hortense. Ein Lärm lässt mich nachsehen, ich gerate zu einer Pro-Palästina-Demonstration, offensichtlich von der kommunistischen Partei organisiert. Es sind nicht viele Personen dort, aber sie schwingen palästinensische und Hammer-und-Sichel-Fahnen und eine junge Frau versucht, die Menge mit ihrem Geschrei aufzupeitschen. Ich versuche noch, vom Castel Nuovo ein Foto zu machen, auf dem die vielen Bauabsperrungen nicht zu sehen sind, dann laufe ich zurück zur Porta Nolana. Eine geschlagene Stunde warte ich auf den Bus Nr. 254, dann merke ich, obwohl gemäss Fahrplan jede halbe Stunde einer kommen sollte, dass keiner mehr kommen wird. So nehme ich den Zug und schaffe es doch noch, ins Hostel zurückzukommen.























