Mit dem Zug fahre ich zur Porta Nolana. Ich laufe durch die Porta Nolana, die Piazza Giovanni Bovio und die Piazza Municipio zum Castel Nuovo, das ich besuche. Im ersten Stock hat es sakrale Kunst, mit sehr guten Malern, darunter Mattia Preti, Luca Giordano und Francesco Bassano. Im zweiten Stock hat es neapolitanische Künstler des 19. Jhdts. Besonders aufgefallen sind mir zwei Bilder, nämlich Nicola Parisi, Carlo Poerio (ein politisch aktiver Anwalt) wird zu lebenslanger Haft geführt und Francesco Lord Mancini, Gefecht zwischen Bersaglieri und österreichischer Infanterie. Im dritten Stock hat es Werke neapolitanischer Künstler des 20. Jahrhunderts. Insbesondere zu nennen ist Giuseppe Renda, Non mi toccare (1920), ein Werk, das er in vielen Ausführungen gemacht hat. Im Erdgeschoss hat es eine Ausstellung von Mimmo Jodice, per Napoli, Napoli Metafisica, das sind schwarzweissbilder banaler Orte, für mich nicht als Kunst erkennbar. Interessant sind die Räumlichkeiten, nämlich die Cappella delle Anime del Purgatorio, die grosse Cappella Palatina, die Waffenkammer mit einem Glasboden, darunter kann man ältere Fundamente und zahlreiche Skelette erkennen. Links davon sind noch die Sala Magrelli und die Sala Martone, wo eine wenig interessante Videoproduktion läuft. Oben ist noch die riesige Sala dei Baroni, eine Art Parlamentskammer, zu besichtigen. Ich laufe zum danebenliegenden Palazzo Reale, besichtige aber die Prachträume nicht. Gegenüber, auf der anderen Seite der Piazza del Plebiscito, liegt die wohl am Petersdom modellierte Basilica Reale Pontificia «San Francesco di Paola», die innen wenig eindrücklich erscheint. Ich nehme den Lift zum Monte Echia, von wo aus man eine gute Aussicht über Neapel hat, nur müsste man das am Abend machen, jetzt scheint die Sonne von der falschen Seite. Ich laufe die Via Egiziaca a Pizzofalcone hinunter und gelange zur Galeria Borbonica, die ich mir gestern als Highlight herausgesucht habe. Es geht hinunter in die Katakomben der Stadt, die wie viele andere Städte aus dem Tuffstein gehauen wurden, weil man Baumaterial für die Häuser benötigte. Im zweiten Weltkrieg wurden sie dann als Schutzräume umfunktioniert. Ein Gang sollte den Palazzo Reale mit der Garnison verbinden, wurde aber nie ganz fertiggestellt. Auch dieser Gang diente im zweiten Weltkrieg als Schutzraum. Schliesslich wurde ein Gang erst zur Lagerung von polizeilich eingezogenen Motorfahrzeugen benutzt, später dann auch zur Entsorgung von solchen. Ich komme ganz woanders wieder heraus und gelange zur Piazza Martiri und zurück zum Palazzo Reale. Durch die Quartieri Spagnoli laufe ich durch, wobei hier die Menschenmenge, die sich durch die Gassen drängt, besonders gross ist, während Scooter mit einem Höllentempo in diese Menschenmenge hineinfahren und man rechtzeitig zur Seite springen muss. Für ein schnelles Mittagessen nehme ich einen Döner. Ich gelange zur Piazza del Gesu Nuovo, wo die Chiesa del Gesu Nuovo eine eigenartige Fassade aufweist. Ich besuche den Complesso Monumentale Santa Chiara. Ein Teil der Ausstellung besteht aus den Fundamenten aus römischer Zeit, die unter den Gebäulichkeiten des Klosters gefunden wurden. Die Ausstellung thematisiert insbesondere die Zerstörung vom 4. August 1943 durch alliierte Bomben und die Wiedereröffnung vom 4. August 1953. Das Kloster wurde im 13. Jhdt von Robert d’Anjou und Sancha de Mallorca gegründet. Im Innenhof hat es Keramiksäulen und –bänke, welche momentan restauriert werden. Eine äusserst detaillierte und grosse Weihnachtskrippe ist ebenfalls ausgestellt. Unweit davon ist die Chiesa di Santa Marta, wo in der Krippenart die Prozession des heiligen Patrons und Märtyrers, die Enthauptung von San Gennaro und andere Szenen dargestellt sind. Ueber die Piazza Bellini und die Piazzetta Pietrasanta gelange ich zur Chiesa Santa Maria delle Anime, dann zur Via dei Tribunali, wo in der Basilica di San Paolo Maggiore ebenfalls eine detaillierte Weihnachtskrippe steht. Auf der sonnenbeschienen Piazza Enrico de Nicola kann man die Porta Capuana und die danebenstehende Chiesa di Santa Caterina a Formiello bewundern. Ueber den Corso Garibaldi, wo auf der anderen Strassenseite ein recht armseliger Flohmarkt abgehalten wird, gelange ich zum supermodernen Hauptbahnhof Garibaldi und zurück zum Bahnhof Porta Nolana, wo ich feststellen muss, dass mein Zug und der folgende ausgefallen sind. So laufe ich noch zur sehr eindrücklichen Chiesa Santa Maria del Carmine Maggiore. Die Decke dieser Basilika ist reich verziert und in einer Kapelle hinter dem Altar findet man zahlreiche Votivgaben und –bilder. Beim Zurücklaufen komme ich noch am Fischmarkt vorbei. Jetzt fährt der Zug tatsächlich und auf dem Heimweg vom Bahnhof Portici-Belvedere kann ich noch für das Abendessen Gemüse und Würstchen kaufen. Ich bin aber völlig durchgeschwitzt.


































