16.06.2025 Agerola (Amalfiküste)

Ich fahre heute an die Amalfiküste. Es ist neblig und kühl. Die Strasse führt mich über San Michele und Tovere in engen Kehren die steile Küste hinunter nach Amalfi. Dort stelle ich den Scooter ab und erkunde die kleine Stadt. Ich besichtige die Cattedrale San Andrea Apostolo mit ihren quadratischen Säulen und der reich verzierten Basilikadecke. Die Wände der Cappella della Riconciliazione sind mit Reliquienbehältern vollgestellt. Ich löse einen Eintritt für den eigenartigen Kreuzgang (Chiostro del Paradiso), der nicht für ein Kloster, sondern für die Gruften der Reichen erstellt wurde. Dafür wurde sogar das Seitenschiff der Basilica del Crocifisso, welche an die Cattedrale angebaut ist, abgerissen. Die Säulen sind speerartig, Seitenkapellen enthalten Reste von Fresken. Ueber die Gruften wurden Glasplatten gelegt, so dass man fünf, sechs Meter nach unten sehen kann. Die Basilica del Crocifisso wird heute als Museum des Kirchenschatzes benutzt, wobei es vor Allem Reliquienbehälter gibt, sowie eine reich verzierte Sänfte aus dem 18. Jahrhundert. Sehr sehenswert ist die überaus prachtvolle Krypta der Cattedrale, prachtvoller als die Oberkirche. Nun laufe ich kreuz und quer durch das Städtchen und entdecke einen Brunnen mit einer Weihnachtskrippe, in einem kleineren Massstab als sonst. Die unteren Figuren sind schon ganz im Moos eingewachsen. Erstaunlich ist, dass es auch im Brunnentrog Figuren hat, in einem wesentlich grösseren Massstab und ganz und gar mit Algen bedeckt. Ueberall werden in den Läden Zitronenprodukte (wie Seifen, Limoncello etc) und Keramikwaren verkauft. Ich fahre nun weiter Richtung Positano. Bei Fiordo halte ich kurz, es ist tatsächlich ein tiefes Tal mit ein paar Häusern, tief unter der Strassenbrücke. Ich komme durch Furore und Praiano, halte bei zwei Weihnachtskrippen im grossen Massstab, welche in Höhlen entlang der Hauptstrasse angelegt wurden und in einem stark reparaturbedürftigen Zustand sind, und gelange nach Positano, wo ich den Scooter an der Hauptstrasse, bei der Einfahrt der Viale Pasitea abstelle. Ueber viele hundert Treppenstufen laufe ich hinunter bis zum Strand. Das Dorf ist voll mit Touristen, überall hört man Deutsch, die Preise hier sind massiv höher als sonst in Italien, und Italien ist sonst schon teuer. Auf die geplante Bootsfahrt verzichte ich, einerseits rennt mir die Zeit davon, andererseits ist es dermassen diesig, dass man aus grösserer Distanz gar nichts sieht von der Küste. Ich besuche die Chiesa Santa Maria Assunta, laufe der Haupteinkaufsstrasse entlang und muss schliesslich wieder über viele Treppenstufen nach oben gelangen. Nun fahre ich weiter nach Sorrento, wo ich im Supermarkt etwas zu Essen kaufe, den Scooter etwas ausserhalb abstelle und ins Zentrum laufe. Unterdessen ist doch noch die Sonne herausgekommen. Im schönen Giardino di Piazza Lauro esse ich mein Mittagessen und dann laufe ich durch die Stadt. Dabei merke ich, dass ich trotz bedecktem Himmel einen Sonnenbrand an den Unterschenkeln habe – wegen der Shorts. Das Stadtzentrum ist ein Gewusel von Touristenläden und ich höre eine Reiseführerin diese Strasse als „gefährlich“ zu bezeichnen. Wohl wegen Taschendieben. Die Stadt wird durch einen tiefen, aber nicht durchgängigen Graben getrennt, durch den eine Strasse in engen Kehren verläuft. Ich laufe bis zur Marina Grande, dann wieder zurück ins Stadtzentrum. In der Chiesa di San Paolo, gibt es eine Ausstellung mit Holzeinlegearbeiten von Giuseppe Rocco, perfekt gemacht, aber reiner Kitsch. Auch die Bilder von Paola Cetani, die im Sedil Dominova ausgestellt werden, sind völlig kitschig und kaum als Kunst zu bezeichnen. Ich fahre weiter nach Vico Equense, wo ich noch ein Abendessen einkaufe – ich darf ja nicht zweimal hintereinander Pizza essen, also muss ich heute leider wieder scheusslich essen. Die 45 Minuten Heimfahrt nach Agerola werden zur Qual, weil die Sonne jetzt heftig scheint und meine Beine schmerzen.