17.06.2025 Agerola-Castel del Monte-Bari

Ich stehe etwas früher als sonst auf und als der Hausbesitzer kommt, bin ich bereits in voller Töffmontur und am Abfahren. Zwei Stunden lang quäle ich mich durch die Vororte von Neapel, immer wieder Sanpietrini oder Kopfsteinpflaster. Erst um 09:15 Uhr komme ich aus der Agglomeration heraus. Das Wetter ist schön, ich komme flott vorwärts. Ich muss stets mit dem Navi fahren, wegen der vielen Abzweigungen. Es geht auf sehr guten Schnellstrassen durch die Apenninen. Kaum jemand anders ist unterwegs, ich habe die Strasse ganz für mich alleine. In Monticchio komme ich gleich an zwei grossen Mineralquellen vorbei, wo sich die Sattelschlepper stauen. Von Zeit zu Zeit komme ich auf kleinste Nebenstrassen, voller Flicken und Schlaglöcher oder übersät mit Ziegenkötteln. Ich fahre recht zügig, wie man das in Italien so macht, die hirnrissig tiefen Geschwindigkeitsbeschränkungen sind reine Kulisse. Der Hunger zwingt mich, in Spinazzola ins Dorf hinein zu fahren. Mir wird ein unscheinbares Restaurant empfohlen, „Sette Secondi“, das sich in einer Nebengasse befindet. Ich parkiere dort den Scooter und tatsächlich haben sie offen. In Tat und Wahrheit ist es ein Gourmettempel mit Spitzenküche. Nach Focaccia als „Gruss aus der Küche“ kriege ich ein riesiges Stück Schmorbraten mit Kartoffelschnitzen. Es schmeckt wunderbar. Die Rechnung ist recht bescheiden, viel weniger als in den Touristenmühlen. Schon wieder muss ich mich auf den Weg machen. Der Himmel hat sich stark bedeckt und ich versuche, unter den Regenwolken hervorzukommen. Beim Castel del Monte kann ich aber nicht widerstehen, parkiere bei der Auffahrt, laufe im Eiltempo den Hügel hinauf und besuche es. Viel gibt es ja nicht zu sehen, denn das Schloss war jahrhundertelang dem Verfall preisgegeben und alles Werthaltige wurde gestohlen, so die ganzen Marmorverkleidungen der Wände, die Kaminsimse, die Marmorbänke. Weil es immer stärker donnert, beende ich meinen Besuch und fahre weiter. Bei den Trulli muss ich immer wieder halten und fotografieren. Kurz vor 16 Uhr komme ich bei meiner Unterkunft an und muss nicht lange warten, bis der Sohn des Eigentümers mir die Schlüssel bringt. Er ist in so grosser Eile, dass er mir das Passwort zur Eingangstür falsch erklärt, so dass ich nicht mehr öffnen kann. Glücklicherweise kommen ein paar andere Gäste hinaus und sagen es mir. Ich dusche und mache mich sofort auf den Weg in die Altstadt, die rund zwei Kilometer entfernt ist. Dort besuche ich erst die Kathedrale, die ein enormes Eintrittsgeld kostet. Die romanische Basilika ist aus weissem Stein gebaut und weitgehend unverziert, die gotische Krypta ist aber dafür umso reicher verziert. Dort hat es auch eine Mumie, diese soll die heilige Colomba sein – bis jetzt dachte ich, das sei ein Ostergebäck. Unter der ganzen Kathedrale hat es ein Kellergeschoss, in diesem wurden die Fundamente einer älteren Basilika freigelegt, ein riesiges Mosaik (Timoteo’s Mosaik), sowie Reste einer kleinen byzantinischen Kirche und diverse Gruften. Nachdem es schon inbegriffen ist, besuche ich noch das Museum des Exultet, ein Museum sakraler Kunst. Mein nächster Besuch gilt der Basilica Pontificia San Nicola. Innen ist die Kirche ähnlich wie die Cattedrale, hat aber eine reich verzierte Decke. In der ebenfalls romanischen Krypta befindet sich der Altar und die Gruft von St. Nikolaus (man erinnert sich, die Knochen wurden in der Türkei gestohlen). Nachdem die Russen ihn stark verehren, ist alles auch auf Russisch angeschrieben. In der Kirche steht dann auch eine überlebensgrosse Statue von ihm, und auf dem Platz vor der Kirche auch eine. Nun muss ich zurück zu meiner Bleibe, wenn ich nicht bis Mitternacht Tagebuch schreiben will. Auf dem Heimweg kaufe ich mir noch einen kleinen Znacht.