Ich will heute den Nordteil der Insel erkunden. So fahre ich erst nach Sidari, dann Karousadhes, Agio Pelagia, Agios Stefanos, Arillas Agio Georgiou, über einen Berg nach Agios Georgios Pagon, dann wieder über einen Berg nach Makrades, Lakones, Paleokastritsa, schliesslich nach Ermones, wo ich eine kleine Wanderung zur Apelistra-Kapelle mache. Der Weg verläuft hoch über der Küste, man muss aufpassen, wo man hintritt, ein Fehltritt wäre fatal. Von Ermones geht es nach Korfu-Stadt, welche ich erkunde. Vorab muss ich einen Gyros essen, sonst fehlt mir die Kraft. Ich besuche dann das „Old Fort“, das vom Land her zwei grosse Ravelins hat, hinten aber natürlichen Schutz besitzt. Im Burggraben ankern Sportboote. Vom „Sea Tower“ aus hat man eine schöne Aussicht über Korfu-Stadt. Unten hat es eine im Stile eines griechischen Tempels von den Engländern erbaute Georgskirche, innen wurde sie aber auf Griechisch-Orthodox umgebaut, mit einer steinernen Ikonostasis. Das „Kochhaus“ wird heute als Galerie für Hausfrauenkunst genutzt. Die „Byzantinische Sammlung“ zeigt Mosaikteile und ein paar Resten von Fresken. Ich laufe zurück in die Altstadt. Die katholische Kirche St. Jakobi & Christophorus zeigt, dass die Venezianer ein paar Griechen zum Katholizismus bekehrt haben. Ich besuche dann die Synagoge, die man tatsächlich besichtigen kann. Ein Stapel Talles macht den Eindruck, dass sie noch benutzt werde. Eigenartig ist, dass der Aron Kodesch und die Bima an entgegengesetzten Enden des Raumes sind und die Bänke deshalb seitlich gestellt sind. Für die Frauen hat es keinen oberen Stock. Beim Weiterlaufen entdecke ich ein Denkmal für die 2‘000 im 2. Weltkrieg aus Korfu verschleppten und ermordeten Juden. Ich kehre zurück zu meinem Motorrad und fahre weiter, der Ostküste entlang, nach Gouvia, Dassia und Ipsos. Bei Pirgi fahre ich die endlosen Kehren hinauf nach Spartilas, dann hinab nach Episkepsi und Agios Panteleimon. Den Weg nach Acharavi hat mein Navi nicht im Griff, so dass ich im Wald ende. Ich sehe, dass ein miserabler Flurweg von wenigen hundert Metern wieder auf eine Strasse nach Acharavi führt und traue mich, diesen zu nehmen. Er ist unsäglich steil und rutschig. Ich stürze fast, als ich das Motorrad relativ rassig über die riesigen Steinbrocken fahren muss, denn bremsen ist keine Option. Auf der Strasse erreiche ich dann Acharavi, von wo ich noch kurz nach Osten abbiege, nach Karniaris. Von dort aus fahre ich zügig wieder Richtung Sidari. Als ich wieder in Acharavi bin, fährt mir plötzlich ein Auto rückwärts direkt vor die Nase. Ich muss voll in die Bremsen treten, das Motorrad schleudert, aber ich komme den Querenweg zum Stehen, ohne das Auto zu berühren. Der Fahrer könnte nicht weniger besorgt sein, er fährt einfach weiter. Ich hupe und mach den Stinkfinger, da sehe ich, dass er zumindest wütend wird. Warum ich das tat, weiss er wohl gar nicht, wahrscheinlich hatte er ein wichtiges Telefonat und keine Zeit für Details wie den Verkehr. Ich habe viel Glück gehabt, dass nichts passiert ist. Im Supermarkt in Sidari kaufe ich mein übliches Sch…gemüse ein. Aber das zu essen wird eine Herausforderung, weil im Zimmer weder passendes Geschirr noch ein Mikrowellenherd steht. Jämmerlich für den doch recht hohen Preis.


















