02.07.2025 Kazanlak-Burgas

Ich habe trotz der unsäglichen Unterkunft geschlafen. Um sechs Uhr früh wache ich auf, wasche mich mit dem Rest aus meiner fünf-Liter-Wasserflasche, packe und fahre ab. Gerne hätte ich noch das im Zentrum von Kazanlak liegende Königsgrab besucht, aber es öffnet erst um acht Uhr, so dass ich unverrichteter Dinge wieder abziehen muss. Nach dem Auftanken weist mich das Navi auf eine autobahnähnliche Schnellstrasse. Ich ändere die Variante und nun geht es durch kleine Dörfer, bis ich diesmal auf der richtigen Autobahn lande. Das Navi ist also unfähig, zwischen Feldweg, Landstrasse und Autobahn zu unterscheiden. Da kann das lange abwählen. Ich muss wohl oder übel bis zur nächsten Ausfahrt, d.h. zirka 20 Kilometer fahren, dann geht es mit Google Maps über eine Landstrasse Richtung Burgas. Es hat Schlaglöcher, auf die man aufpassen muss. Unzählige Motorradfahrer kommen mir entgegen. Vor Aitos hat es einen Unfall gegeben. Es gibt eine lange Kolonne, doch schon bald läuft es wieder. Genau dort, wo der Unfall passiert ist, hat es ein Restaurant, das Bistro Gradina, so halte ich an und bestelle Fleisch auf Bohnen. Das ist lecker, diabetesgerecht, aber nicht sehr sättigend. Ich telefoniere mit der Unterkunft, was extrem schwierig ist, immer wieder muss ich aufhängen oder es ist besetzt. Schliesslich wird mir zurückgerufen, ich würde in Kürze Informationen über booking.com erhalten. So fahre ich zur angegebenen Adresse in Burgas, was wegen einer Strassensperrung gar nicht so einfach ist. Dort sehe ich, dass tatsächlich viele, grösstenteils völlig aussagelose Bilder mir geschickt worden sind. Mit grosser Mühe finde ich die Schlüssel und den Eingang. Ich stelle das Motorrad in den Hinterhof, lade ab, beziehe mein Zimmer – es ist in einem sowjetischen Wohnblock wohl der 1950er Jahre und das Zimmer ist auch noch ganz im sowjetischen Stil eingerichtet. Alles ist alt und etwas kaputt. Auch diese Unterkunft hatte höchste Noten auf booking.com. Dann laufe ich in die Stadt, zum Ploschad Troykata, zur Touristeninformation, wo man mir wenig Hilfestellung geben kann, die Bogoridistrasse bis zum Meeresgarten, einem riesigen, schönen Stadtpark entlang dem Nordstrand. Das Pier scheint nie benutzt zu werden, beim Sea Casino sieht man Gleitschirmflieger, die den starken auflandigen Wind nutzen. Ich komme an einem kleinen Lunapark vorbei, am wohl noch sowjetischen Pantheon-Denkmal, werfe einen Blick auf den Strand, finde einen bemalten Bunker. An einigen Stellen haben sie ausgediente Rettungsboote bunt bemalt und aufgestellt. Es gibt sogar noch eine Georgskapelle. Endlich gelange ich zum Seepark. Das Sandskulpturenfestival ist noch nicht eröffnet, das heisst die Künstler schaffen an ihren Skulpturen, die wirklich sehr eindrücklich und detailliert erscheinen. Einige sind schon fertig, andere in der Schlussphase. Durch den Zaun hindurch gelingen mir einige Fotos davon. Dann laufe ich zurück durch den Meeresgarten. Ich habe ein dringendes Bedürfnis, aber dafür würde ich eine Ein-Lewa-Münze benötigen und eine solche habe ich nicht mehr. Schliesslich bleibt mir nur, mit einem grossen Geldschein beim Carrefour einen Apfel (für 1.10 Lewa) zu kaufen, diesen zu verspeisen und nachher mit der Ein-Lewa-Münze aus dem Wechselgeld die Toilette aufsuchen.  Beim Weitergehen beobachte ich einen Gleitschirmflieger, der fast vor dem Sea Casino notlanden muss, weil ihm der Wind ausgeht. Ich kehre zurück zu meiner Unterkunft und gehe gleich einkaufen. Bei einem „Supermarkt“ in der Nähe hat es allerdings nur absurd teure Milch – umgerechnet CHF 1.85 pro Liter! Hätte ich doch nur bei Billa eine Packung mitgenommen! Wie machen das die Bulgaren bei diesen Preisen? Ich kehre zurück zur Unterkunft, beantworte Emails, lade die Fotos herunter, sehe auf die Uhr – es ist schon acht Uhr! Jetzt muss ich blitzartig etwas zum Abendessen organisieren! Ich suche einen Kebabladen, aber das ist gar nicht so einfach. Schliesslich finde ich in einem Park einen Stand, der um diese Zeit noch Plieskavicas verkauft, das ist fast noch besser. Sie machen mir eine gewaltige Portion für 6.50 Lewa! Ganz ausgezeichnet ist sie. Nun muss ich zurück zu meiner Unterkunft eilen, sonst werde ich erst nach Mitternacht fertig mit dem Tagebuch.