Ich laufe das Bulevardul Stefan cel Mare ins Stadtzentrum hinein. Eindrucksvolle Paläste, deren Namen ich nicht immer ergründen kann, säumen die Strasse. Der grosse Markt, die Piaţa Centrala, ist jetzt im vollen Gange und man kann hier von Schnürsenkeln über Winkelschleifer bis zu Aepfeln, Huhn oder Mehl alles kaufen. Ich kehre zurück zum Bulevardul Stefan cel Mare und komme am Justizdepartement und an der wie aus Zuckerguss erscheinenden Sala cu Orga vorbei. Einige Fassaden sind aus der Jahrhundertwende, im viktorianischen Stil. Nun komme ich zum Triumphbogen. Gegenüber steht das Regierungsgebäude, davor zwei sowjetische Güterwagen. Ich besuche aber erst die Catedrala Metropolitana Nastarea Domnului, deren Glockenturm separat steht und soeben schlägt. Innen ist es nicht so dunkel wie in anderen orthodoxen Kirchen, da die Kuppel rundum Fenster hat. Ich komme nun am Nationaltheater, am „I love Chisinau“ Schriftzug und am gut bewachten Präsidentenpalast vorbei. Gegenüber liegt das gewaltige Parlamentsgebäude. Ich laufe etwas zurück und besuche den Stadtpark „Gradina Publica Stefan cel Mare”. Es gibt einige Spielplätze für die Kinder. Beim Eingang wurde aus blauem und gelbem Kies eine nicht sehr naturgetreue EU-Fahne installiert. Dabei ist Moldawien noch gar nicht Mitglied der EU. Nun besuche ich die Ausstellung in den sowjetischen Eisenbahnwagen. Sie heisst „Staatsterror im sowjetischen Moldawien, Opfer, Täter und Umfang“. Thematisiert werden der Holodomor (von dem Moldawien auch betroffen war), der grosse Terror unter Stalin, sowie die Deportation von Juden, Gagausen, Priestern, Bauern, Lehrern, und deren Angehörige. Ueber die Marmortreppe mit dem schönen Wasserspiel gelange ich zum Lacul Valea Morilor. Ich laufe etwas dem See entlang und dann wieder den Hügel hinauf zum Wasserturm, in dem sich das Museum für städtische Geschichte befindet. Zuoberst ist die grösste Attraktion, nämlich die Aussichtsplattform, von der aus man eine schöne Aussicht über die sonnenbeschienene Stadt hat. Beim Weiterlaufen besuche ich noch die Kirche Intampinarea Domnului (die ist sehr eigenartig, im Erdgeschoss hat es Büros, die Kirche ist im ersten Stock), komme am Nationalen Kunstmuseum vorbei, besuche die Catedrala Schimbarba la Fata, die innen so gar nicht orthodox wirkt. Ich muss nun einige Kilometer durch den modernen Stadtteil, vorbei an riesigen Shoppingzentren, zum Lacul Valea Morilor laufen. Auf dem Weg gebe ich noch mein letztes Bargeld für einen Burger von McDonalds aus – hier kann ich wenigstens kalkulieren, was er kostet. So habe ich nun kein moldawisches Geld mehr, da ich morgen wieder nach Rumänien fahre. Ich komme zum Parcul La Izvor. Hier hat es zwei Seen, an der engsten Stelle hat es eine Fussgängerbrücke. Ich laufe um den See #1 herum und über die Brücke zurück. Der Rückweg in die Stadt erscheint mir viel kürzer. Ich komme an der Fakultät der Farmazie vorbei, suche vergeblich den Eingang zum Parcul Dendrariu, finde das Haus der serbischen Königin, das praktisch nur noch aus einer verwahrlosten Fassade besteht, und besuche das Nationalhistorische Museum. Die Ausstellung zeigt Gegenstände von der Stein- bis in die Neuzeit. Die Räume sind frisch renoviert und in satten Farben bemalt. Ein Herr spielt Klavier. Erwähnenswert unter den Exponaten sind etwa eine bestens erhaltene römische Bronze-Situla, einige hervorragend erhaltene Bronzekessel oder das Modell einer Echimauti Zitadelle. Natürlich darf ein Tisch zum rumänischen Nationaldichter Mihai Eminescu nicht fehlen. Im Untergeschoss sind die Ausstellungen Treasures of the Past, das Schatzfunde zeigt, zum Teil beachtliche Schätze von Silber- und Goldmünzen, sowie eine über Deportationen von Moldawiern unter sowjetischer Herrschaft. Im EG gibt es ein Diorama zur Operation Iasi-Chisinau der roten Armee im zweiten Weltkrieg, eine Sonderausstellung mit Azerbaidschanischen Teppichen, eine Ausstellung über Metallurgie, sowie Waffen und Uniformen der vorwiegend der zaristischen Armee. Im Supermarkt kaufe ich noch Wasser und moldawischen Käse, dann eile ich zurück ins Hostel, damit ich den Käse noch kalt essen kann.


















