Die Engländerin, die letzte Nacht noch in meine Schlafkammer hinzugestossen ist, entschuldigt sich für die Störung. Dabei ist das doch völlig normal in einem Hostel. Es regnet und es ist kalt. Trotzdem muss ich abfahren. Ich ziehe das ganze Regenzeug an und fahre ab. In Røldal tanke ich nochmals auf und kaufe mir ein Sandwich als Trostpflaster für das schlimme Wetter. Es regnet heftig, der Regen knallt nur so herunter, das Regenzeug ist nutzlos bei solchem Wetter. Das Navi zickt fürchterlich herum wie immer bei Starkregen, denn die schweren Regentropfen auf dem Display wertet es als Klicks. Beim Latefoss Wasserfall halte ich kurz und mache ein Foto. In Odda hat es einen Wegweiser „Altstadt“. Ich folge diesem, finde aber nichts Historisches. Kurz danach komme ich an der riesigen Boliden Odda AS Fabrik vorbei, die Zink produziert. In Utne habe ich Glück, die Fähre nach Kinsarvik kommt gleich. Die Ueberfahrt dauert eine knappe halbe Stunde. In dieser Zeit kann ich im „Salong“ am Trockenen sitzen, während sich unter mir eine Wasserlache bildet. Die Lederhandschuhe kann ich auswinden, so viel Wasser haben die aufgesogen. In Kinsarvik entscheidet sich mein Navi plötzlich um und es wird die Strecke über Kvanndal als richtig angezeigt. Ansonsten soll es einen Umweg von 75 Kilometern und drei Stunden geben. Ich fahre in den Tunnel ein. Das Navi crasht wieder weg und ich navigiere nach Gutdünken über die beiden Kreiselverkehre, die es in dem sehr langen Tunnel drin hat. Als ich das Navi wieder zum Laufen bringe, ist der Umweg weg. Es wird wieder eine Restdistanz von 200 Kilometern angezeigt. Lediglich eine etwas spätere Ankunftszeit. Es geht durch viele kilometerlange lange Tunnels, was mich freut, denn drinnen regnet es zumindes nicht, dafür ist es kälter als draussen. Beim Tvindefossen halte ich kurz und mache ein Foto, aber tatsächlich hat es wegen dem Starkregen an allen Talhängen grosse Wasserfälle, so dass dieser nur einer von hunderten ist. Mit dem letzten Tropfen Benzin komme ich nach Borgund. Ich will noch die Stavkerken besuchen, aber jetzt haben die ein riesiges Empfangsgebäude darum herum gebaut und es stehen mehrere Touristenbusse da, zwei kommen gerade an und Hundert Autos sind parkiert. Ich verzichte dankend auf den Besuch. Tatsächlich hat es hier eine Tankstelle, so dass ich nicht aus dem Kanister nachfüllen muss, was immer eine riesen Sauerei macht. Am Schluss kommt nochmals ein 25 Kilometer langer, schlecht beleuchteter Tunnel, dann muss ich nur noch ein paar Kilometer fahren, bis ich zu meiner Unterkunft, der Tyinstolen Turisthytte, komme. Es ist einmal mehr eine sehr einfache Unterkunft, ohne WC/Dusche, diese muss man wie schon gestern im Hauptgebäude suchen. Ich hänge alle meine Sachen zum Trocknen auf – das Wasser ist überall hineingekommen, alles ist tropfnass, selbst die Schuhe sind völlig durchnässt. Handschuhe und Schuhe föhne ich. Dann koche ich mir ein grosses Nachtessen: Weisse Bohnen, Thunfisch, Spargelcremesuppe. Ich bin heute 322 Kilometer im Regen gefahren.












